Vom trüben Regen in die Sonne

von Frank Kreutzmann

Bereits für das 15. Jahrhundert ist das Abschreiten der Grenzen in Elpe nachgewiesen und der bis auf den heutigen Tag erhaltene Schnaderezess von 1669 ist in diesem Jahr 350 Jahre alt. Auf dieses Fundament stützte man sich, als man im Jahre 1971 begann, die Schnadezüge der Neuzeit durchzuführen. Seitdem wird im Wechsel alle zwei Jahre die westliche und die östliche Gemarkung kontrolliert, um pro forma zu überprüfen, ob die Grenzsteine noch an ihrem angestammten Platz sind. Durch das „Stutzäsen“ werden die Grenzen den Vertretern der Nachbarorte und den Abordnungen der Städte verdeutlicht. Mit dem Spruch: „Ick häwwe hey met‘m Äse siätten un wäre diän Schnodstein nit vergiätten!“ bestätigen die Gestutzästen die „Richtigkeit“ des Grenzpunktes.

Angeführt von den Negertalmusikanten zog der Tross zunächst bei Regen zu dem Grenzstein an der „Plästerlegge“ (hochdeutsch: „vom Felsen stürzendes Wasser“). Hier bestätigten die Vertreter aus Gevelinghausen die Richtigkeit des Grenzpunktes. Auch dem Dechanten Richard Steilmann blieb die „Kontaktaufnahme“ mit dem Grenzstein nicht erspart. Am Wasserfall stürzt das Wasser in einem beeindruckenden Naturschauspiel mehr als 20 Meter über Felspartien zu Tal. Dann ging es bergauf an die Grenze des Ortes Wasserfall, über den Hohenstein in Richtung Heinrichsdorf, wo dann eine Mittagsrast eingelegt wurde. Hier begrüßten trotz einiger Schauer Olsbergs Bürgermeister Wolfgang Fischer, der Landtagsabgeordnete Matthias Kerkhoff, der Fraktionsvorsitzende Burkhard Stehling, die Kreistagsabgeordnete Hiltrud Schmidt die Schnadegänger. Außerdem erschienen Ramsbecks Ortsvorsteher Paul Schüttler und Andreasbergs Ortsvorsteherin Ulrike Mikitta zur Grenzfeststellung am Bolzplatz.

Nach der Mittagsrast ging es weiter zum Kieserlingspring, wo man der Gefallenen der Weltkriege, aller Opfer von Terror und Gewalt sowie aller Verstorbenen gedachte. Über den Steinmarkskopf zog der mittlerweile auf gut 150 Teilnehmer angereicherte Schnadezug zum Leiserstein, auch bekannt als „Vierländererck“, an dem die Gemarkungen Valme (Bestwig), Bödefeld (Schmallenberg), Altenfeld (Winterberg) und Elpe (Olsberg) zusammenstoßen. Zur Grenzfeststellung war hier eine Abordnung aus Bödefeld erschienen. Auch die Majestäten aus Elpe nahmen freudig Kontakt mit dem ca. 1,5 m hohen Grenzstein auf.

Nachdem man den Nordenberg hinunter zum Grenzstein an der „Altenfelder Brücke“ marschiert war, stellte Schnademeister Dominik Beule fest, dass die Brüder Gerhard (79) und Dieter Kreutzmann (77) die ältesten Schnadeteilnehmer waren, die die gesamte ca. 13 km lange Schnade mitgegangen waren. Bei Sonnenschein und herrlicher Blasmusik marschierte man in die Schützenhalle, wo sich die Dorfgemeinschaft zum gemütlichen Ausklang traf.